(Beiträge von Manfred N.)
Urlauberaustausch
Heute berichte ich von einer dieser Fahrten. Diese eine Fahrt war die verrückteste! Es sollte eine bulgarische Delegation sein. Pünktlich waren wir in Schönefeld. Ein Hauptmann war der verantwortliche Offizier für die nächsten drei Tage. Die Maschine kam pünktlich um 11.00 Uhr an. Wir standen mit dem Bus
schon auf dem Parkplatz im Inneren des Flughafengeländes. Die Gangway wurde rangefahren und unsere Leute kamen die Treppe runter. Es waren alles Ehepaare (nahm ich an) und eine Frau mit Tochter. Ohne Zollkontrolle, das war wohl so vereinbart, ging es aus dem Flughafengelände wieder raus. Unser nächstes ZIel war Grünheide, Objekt der NVA, wurde für drei Tage unser Quartier. Abends war die Begrüßung der Urlauber. Es stellte sich herraus , das die Frau mit Tochter den Dienstgrad Oberst der bulgarischen Armee hatte. Es waren 19 Personen und ich war gleich mit dem Kofferhänger nach Schönefeld gefahren. Abends war große Begrüßung. Es wurde kurz erklärt, was in den nächsten Tagen geplant war. Die Frau Oberst bedankte sich für den freundlichen Empfang in gutem Deutsch.

Dann wurden kleine Geschenke ausgetauscht. Ich bekam eine Schachtel, darin waren fünf Ampullen (hatten aber eine Verschraubung). Der Dolmetscher sagte, es wäre Rosenöl und ich solle vorsichtig damit umgehen. Die Bulgaren hatten auch einige Flaschen Schnaps mit Bulgarischen Mastika. Es wurde ganz schön hin und her geprostet. Bei mir dauerte es gar nicht lange und ich musste die Segel streichen und habe mich verdünnisiert. Am nächsten Morgen zum Frühstück sah man, dass es ganz schön lange gegangen sein muss, diese Begrüßung.
Am Vormittag fuhren wir nach Potsdam. Die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten war immer der gleiche Ablauf und für mich nichts Neues. Noch einmal nach Berlin mit Stadtrundfahrt, Ehrenmal usw. Um 09.00 Uhr war die Abfahrt nach Wernigerode geplant. Dort in einem Ferienheim der NVA würden die Bulgaren, ich glaube 14 Tage, Urlaub machen. Ich hatte 300 km vor mir und musste am gleiche Tag wieder zurück nach Strausberg. Im Kofferhänger hatte ich Verpflegung und Wasser. Es war eine lustige Truppe und es wurden ständig Eßwaren umher gereicht. Eine Hand fuchtelte vor meinem Gesicht herum und steckte mir etwas in den Mund, ich dachte es sei eine Gurke und biß darauf.

Es war eine kleine Peperoni. Notbremsung, rausspringen aus dem Bus und zum Kofferhänger war meine Reaktion. Das Wasser hat erst einmal geholfen. Mir hat der Mund noch Stunden später gebrannt. War keine gute Idee. Hätte sehr schief gehen können. Am Ende war alles gut.
Bei den Freunden (Sowjetarmee) in Oranienburg
Laut Einsatzplan sollte ich um 08.00 Uhr in Vorstadt am Bahnhof stehen. Ich war selbstverständlich pünktlich da. Meistens war ich immer eine halbe Stunde eher am Treffpunkt. Es konnte immer etwas schief gehen bei der Anfahrt. Es war immer schön, wenn man von einer Verwaltung ein Schreiben mitbrachte und der Ko-Chef hatte was für die Wandzeitung. „Gute Dienstdurchführung usw.“ Ein Hauptmann steigt in den Bus, er stellt sich vor und fragt, haben sie schon gefrühstückt? Hatte ich an diesem Morgen nicht außer ein paar Keksen und etwas Limo. Unser Fahrziel war Oranienburg – Kaserne der Sowjetischen Luftstreitkräfte und Flugplatz der Freunde. Nach einer Stunde waren wir vor Ort und wurden schon von einigen jungen Offizieren am KdP erwartet.
Der Hauptmann stieg aus dem Bus und ging zu ihnen. Ich sah, wie der Hauptmann mit einem der Offiziere sprach. ImSpiegel vom Bus sah ich, wie der russische Offizier am Wachhäuschen das Telefon nahm und telefonierte. Wahrscheinlich wegen der noch fehlenden Leute. Aus dem Objekt kam ein kleiner Bus und hielt neben meinem Bus. Zwei Soldaten mit roten Armbinden forderten mich auf auszusteigen. Sie machten strenge Gesichter. Ich schaute nach meinem Hauptmann aber der redete immer noch mit den Offizieren. Irgend etwas stimmte hier nicht. Ich musste in den Bus einsteigen. Das war eine Kiste. Keine Sitze, sondern nur Stangen zum Festhalten. Erst viel später begriff ich, zu was das Fahrzeug benötigt wurde. Mit sehr hoher Geschwindigkeit fuhren wir in das Objekt und ich hatte Mühe, auf den Beinen zu bleiben. Die Fahrt war kurz, denn an einem Gebäude mit breiten Treppen musste ich aussteigen. Ich kam mir vor wie verhaftet. Kein Wort wurde gesprochen, nur ein kurzes „dawei“.

Es ging ein paar Treppen nach oben, dann ein kleiner Saal, in dem Piloten mit Druckanzügen saßen, neben ihnen aut einem Stuhl die
Helme. Mir wurde mit Händen und Füßen erklärt, ich solle essen. Ein Soldat in weißer Jacke führte mich an ein Buffet, wo allerhand feine Sachen standen. Also es gab alles. Kakao, Tee, Milch und Kaffee und Brot, Fleisch und vieles mehr, wie bei eine Feier. Es war alles gut. Die Piloten in ihren Druckanzügen beobachteten mich und ich kam mir ganz schön blöd vor und konnte vor Aufregung nicht viel essen. Lange war ich nicht auf diesem Saal.

Diensthabendes System (Wikipedia)
Das Diensthabende System (DHS) der Luftverteidigung der DDR war ein in den Warschauer Pakt integriertes Alarm- und Bereitschaftssystem von Einheiten und Verbänden der Luftverteidigung. Seitens der Nationalen Volksarmee waren die Funktechnischen Truppen, die Fla-Raketentruppen und die Jagdfliegerkräfte der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung (LSK/LV) und Teile der Flugabwehrraketenkräfte der Truppenluftabwehr in das DHS eingebunden.
ufgrund eines Abkommens von 1964 zwischen der DDR und der Sowjetunion wurde das DHS zentral durch den Oberkommandierenden der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland (GSSD) und seinen Stab und über den Chef der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der NVA geführt. Die Autorität zur Feuereröffnung bei Luftraumverletzungen lag bei den Vertretern der sowjetischen Streitkräfte. Eine Anwendung von Waffengewalt gegen zivile Luftfahrzeuge sahen die Bestimmungen der NVA nicht vor.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Diensthabendes_System_der_Luftverteidigung
Die zwei Soldaten, die mich hergebracht hatten, fuhren mich zurück zum Bus. Alle hatten sich im Bus versammelt und ich wurde freudig begrüßt. Der Hauptmann erklärte mir, dass die Piloten sicherlich vom Diensthabenden System waren. Im Bus war eine gute Stimmung und es wurde bis Berlin viel gelacht.
Es geht weiter!
Besuch sowjetisches Ehrenmal in Treptow
Wir fuhren direkt zum Sowjetischen Ehrenmal in Treptow. Einige Busse der Alliierten standen schon auf dem Parkplatz. Vor den Fahrern dieser Busse haben wir immer einen großen Bogen gemacht. Sie kamen auf einen zu, boten Zigaretten an und wollten, dass man sich mit ihnen fotografieren ließ. Am nächsten Tag
wäre das Bild in einer Westberliner Zeitung erschienen. Soll so passiert sein. Ich war zu der Zeit bestimmt schon 10 mal im Ehrenmal gewesen und blieb im Bus. So gegen 12.30 Uhr kamen die Offiziere wieder. Um 13.00 Uhr war Mittagessen im Hotel „Zenner“bestellt. Es gab Schldkrötensuppe, hätte man lieber nicht ankündigen sollen und Schnitzel mit Spargel. Das Essen war wirklich gut aber, die Suppe ging fast vollständig zurück. Mein Fall war sie auch nicht. Wir haben noch viel gelacht über das Essen. Nach einer Stadtrundfahrt und Besuch des Flughafens in Schönefeld ging es wieder nach Oranienburg zurück. Mit den sowjetischen Soldaten hatte ich nie irgendwelche Probleme. Ich war mehrmals in Karlshorst in dem Objekt der sowjetischen Streitkräfte und auch mehrmals in Wünsdorf und Zossen.
… wird fortgesetzt mit Teil 7 M.N.
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