(Beitrag von Manfred N.)
Ich war noch Kraftfahrer in der Kompanie, als es eines Tages hieß, die Truppe fährt zum MPi-Schießen. Damals gab es aber in der Nähe von Strausberg keinen Schießplatz, der für das Schießen mit Maschinenpistolen geeignet war, sondern nur einen Schießplatz für Pistolen. Mit zwei LO1800 ging es los. Das Wetter war schlecht, neblig und trüb und wir hatten die hintere Plane runter gelassen, aber Schutz war das keiner. Wir waren einige Zeit unterwegs und unser Ziel war nicht gleich um die Ecke. Den Ort oder die Bezeichnung der Schießanlage habe ich nie gewusst.

Das schlechte Wetter ist mir aber gut in Erinnerung, denn wir kamen ziemlich durchgefroren und verärgert am Schießplatz an! Wie kann man bei solch blöden Bedingungen nur ein Kompanieschießen ansetzen! Der Feind würde ja auch bei „schönem Wetter“ankommen. ha,ha. Wir hatten ein Stück zu marschieren und es gab ziemlich viel Sand und
unsere Laune wurde immer schlechter. Aber es half das ganze Meckern nichts und der Ko-Chef zeigte sich ziemlich genervt. Wir waren besser ruhig.
Das Schießen ging ziemlich zügig. Aber auf die Ergebnisse kam es ja an. Es gab zwei Totalausfälle, beide Scheiben blieben unversehrt und man merkte dem Zugführer den Ärger an, vom Kompaniechef ganz zu schweigen der stand kurz vorm Explodieren. Aber es wurde doch noch gut! Es wurden gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt. In meiner gesamten Zeit in der NVA habe ich dieses Erlebnis zweimal gehabt. Zweimal Schießen mit MPi und mehrmals mit Pistole in der Nähe von Strausberg .

War aber alles nicht beliebt, da ja danach das Waffenreinigen kam. Bei der Makarow ging es ja noch, aber bei der Kalaschnikow sah es ganz anders aus. Nun, das Schießen war vorbei und es ging zurück zu den LOs. Alles schön in Marschordnung. Ich lief in der letzten Reihe, da ich nicht besonders groß war.

Das Laufen war anstrengend, da der Sand sehr lose war. Aber auf einmal schaufel‘ ich mit dem rechten Stiefel ein Seitengewehr von einer Kalaschnikow aus dem Sand, blitzschnell bücke ich mich und das Gerät
verschwindet im Kampfanzug. Keiner hatte davon etwas mit bekommen.
Auf dem Park im Regiment habe ich am nächsten Tag in meinem LO das Seitengewehr gereinigt und den ekligen Sand entfernt. Es war tipp-topp in Ordnung, kein bischen Rost, war ja guter Stahl. Auf der Klinge war eine Nummer. Ich wusste nicht, ob die Nummer auch einer Kalaschnikow zugeordnet war. Nun besaß ich ein Seitengewehr, aber was wollte ich damit? Langsam fing ich an zu denken. Ein Soldat hatte das Teil verloren und sicher viel Ärger dadurch bekommen, vielleicht ist er sogar in den Bau gekommen, denn es handelte sich ja um eine Waffe. Nach langem Überlegen beschloss ich, das Seitengewehr abzugeben. Ich zu meinem „Freund“ unserem Spieß, der kurrte mich gleich voll, warum ich dieses Teil erst am nächsten Tag abgebe! Ich antwortete ihm, ich wollte es erst reinigen. Viel Respekt hatte ich vor diesem Mann nicht. Ich sagte noch, das muss aber weiter gemeldet werden. Er wedelte mit der Hand, ich solle verschwinden. Ich hoffe, es hat dem Verlierer des Seitengewehres geholfen!
M.N.




