„Probefahrt“ zum Sauschlachten

Beitrag von Manfred N.)


Noch nicht lange Busfahrer und ich hatte doch sehr schnell mit den anderen zwei Fahrern auf dem Zimmer Freundschaft geschlossen. Einer stammte aus Magdeburg und war auch im zivilen Leben Busfahrer. Der andere hatte es gar nicht weit nach Hause, denn er war aus Kagel bei Grünheide. Es muss Mitte November 1968 gewesen sein, ich war noch nicht lange in der 3.Kompanie als B.F. vom Kurzurlaub kam und erzählte, dass er eine Einladung zum Sauschlachten hätte.


Wer wissen will, was beim Hausschlachten abläuft, kann hier schauen: https://www.hasborn.de/wp-content/uploads/own-fotobuch-h-simon/p056/p056.html

Quelle: https://www.hasborn.de/wp-content/uploads/own-fotobuch-h-simon/p056/p056.html

Oder hier: https://www.widdershausen.de/hausschlachtung.html


H,K. aus Magdeburg hatte eine Fahrt mit dem Ikarus 55 und würde einige Tage unterwegs sein. Das Wochenende stand bevor und am Freitag sollte die Sau geschlachtet werden. Wir hatten beide für die nächsten Tage keine Fahrt. B.F. und ich wir überlegten lange, wie wir es anstellen könnten, aus der Kompanie zu verschwinden. Er hatte mich eingeladen, mit zu kommen. Ich war natürlich hocherfreut, da ich sowas wie Sauschlachten nicht kannte. Freitag früh sind wir auf den Kfz-Park und begannen an B.F. seinem Bus zu basteln. Mittags haben wir in der Komanie erzählt, das der Motor spinnt, wahrscheinlich Vergaser?



Natürlich war mir nicht ganz wohl bei dieser Sache. In der Werkstatt hatten sie auch zu tun, was wir ja wussten. Wir bekamen eine Ausfahrmarke von der Fahrdienstleitung und es ging los. Probefahrt! Ich weiß nicht mehr, wie die Ortschaft hieß, wo das Schlachten sein sollte. Es war garnicht weit von Strausberg entfernt. Die Sau war schon am Morgen geschlachtet worden. Mir sind die Augen übergegangen, als wir in den Raum kamen, wo es was zu essen gab. So etwas habe ich nie mehr erlebt. Vor allem die Freundlichkeit, mit der ich empfangen wurde. Es muss eine ziemlich fette Sau gewesen sein, denn das Wellfleisch hatte 2 cm Fett. Es gab alles. Hackepeter, Blut- und Leberwurst und eine große Schüssel Sauerkraut.


Im Nebenraum war ein großer Kessel mit Fleisch und Wurst. Schon der Geruch hat einen fast umgehauen. Wir haben nicht gegessen, sondern gefressen und das bekamen wir noch zu spüren. Es musste ja auch alles schnell gehen, denn eine Probefahrt dauert auch nicht ewig.


Wir wollten auch dem Genossen in der Fahrdienstleitung keinen Ärger machen. B.F. konnte ja nichts trinken. Er war der Fahrer. Wir kamen nicht weit, denn mir wurde ganz übel. Ich kam gerade noch aus dem Bus, da kam das Essen wieder zurück. Schade um das Essen und den einen Schnaps! Leider ist mir die Ortschaft entfallen, wo wir waren. Ich weiß nur, als wir hielten, war rechts oben auf dem Feld eine Ruine zu sehen. Eine verfallene Windmühle. Es kam zu einem zweiten Halt, denn B.F. mußte auch ganz plötzlich an die Luft! Keiner hatte etwas gemerkt in der Kompanie. Wir hatten den Vergaser wieder gut hinbekommen!!!

M.N.