(Beitrag von Manfred N.)
Wie ich schon in einem meiner Erinnerungsbeiträge erwähnt habe, war ich mehrmals mit dem Korvettenkapitän Röder unterwegs. Ich weiß auch nicht mehr, mit was für einer Delegation wir in Richtung Leipzig gefahren sind, aber der Genosse Röder war sehr schweigsam, was außergewöhnlich war. Wie immer saß er auf dem Beifahrersitz, aber bei dieser Fahrt sprachen wir kaum miteinander. Ich machte mir schon Gedanken ob ich etwas falsch gemacht hatte, aber die Fahrt war wie immer ohne Probleme gewesen, jedenfalls bisher. Wir hatten unsere Fahrgäste im Herder-Institut abgeliefert und waren unterwegs, um in einer Gaststätte in der Nähe vom Hauptbahnhof Mittag zu machen. Während der Fahrt fragte ich den Korvettenkapitän, ob ich etwas falsch gemacht habe, da er nicht mit mir redete. Er lachte und meinte mit „dir“hat das garnichts zu tun!
Ich war erst einmal beruhigt und für mich war die Sache erledigt, denn ich war mit diesem Offizier ja bisher blendend ausgekommen. Während unserer Mittagspause erzählte er mir von einem Todesfall in der Familie. Was passiert war, weiß ich nicht mehr, auch die Familienverhältnisse bringe ich nicht mehr zusammen. Jedenfalls wollte er eine junge Frau von Leipzig mit nach Strausberg nehmen. Sein Problem war, dass er sich keine Genehmigung für diese „Mitnahme“ geholt hatte! Für mich keine große Sache, es durfte halt nichts passieren, aber davon geht man ja sowieso nicht aus. Am Nachmittag waren wir noch beim Wehrbezirkskommando, wo der Korvettenkapitän was zu erledigen hatte.
Am späten Nachmittag fuhren wir dann zu der jungen Frau. Schwarz gekleidet und mit rotgeweinten Augen war diese Frau im Bus kaum zu merken. Dem Genossen Röder war es recht, dass wir erst im Dunkeln in Strausberg ankamen! Ich bin mir sicher, dass ich nicht bei bekannt werden dieser Angelegenheit den „Schwarzen Peter“gehabt hätte. Mit dem späten Ankommen in Strausberg hatte es so seine Eier. Kam man spät in der Kompanie an, konnte man am nächsten Morgen nicht ausschlafen. Früh 06.00 Uhr brüllte der UvD die Kompanie wach. Fahrer, die schon vor 06.00 Uhr los mussten, wurden auch nicht gerade leise geweckt und das Knarren der Dielen trugen auch nicht zur Ruhe bei. Wenn ich von Einsätzen zurück kam, wo ich Personen von A nach B gebracht hatte und mit leerem Bus zurück zum Objekt fuhr, habe ich einige Male in Berlin -Friedrichsfelde auf dem Besucherparkplatz vom Tierpark Pause gemacht. Also geschlafen. Dort war in der Nacht absolute Ruhe. Der Parkplatz war von Bäumen umsäumt und es ließ sich gut schlafen. In der Kompanie hatte man keine Ruhe. Da half auch keine Beschwerden.
Nachdem der Bau der Mauer 1961 die Flucht von jungen Männern vor der Einberufung verhinderte, wurde 1962 die Wehrpflicht eingeführt. Musterung und Einberufung zum Grundwehrdienst erfolgten nun durch das für den Wohnort des Wehrpflichtigen zuständige Wehrkreiskommando (WKK). Die Kreiskommandos waren 1962 zu Wehrkreiskommandos umbenannt worden. Die Wehrkreiskommandos waren neben Musterung und Einberufung auch für den Reservistendienst verantwortlich, daneben für die Gewinnung von längerdienenden Soldaten und Unteroffizieren sowie Berufsoffizieren, für die militärische Propaganda und die Wehrerziehung. Ab 1967 kamen Aufgaben in der Mobilmachung und der Territorialverteidigung hinzu, das jeweilige Wehrkreiskommando wurde zum Stab der Kreiseinsatzleitung (KEL). Die Wehrkreiskommandos waren den Wehrbezirkskommandos (WBK) unterstellt. Entsprechend der territorialen Verwaltungsgliederung gab es in der DDR 214 Wehrkreiskommandos auf Kreisebene und 15 Wehrbezirkskommandos auf Bezirksebene
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ersatzwesen#Deutsche_Demokratische_Republik
Manchmal war auch der Neid von einigen zu spüren. Wir Fahrer erlebten ja auch so Einiges und konnten um die angesagten Ausbildungen einen großen Bogen machen, selbst wenn wir anwesend waren. An der Technik war immer etwas zu reparieren!
M.N.


