(Beiträge von Manfred N.)
Inspektion der Offiziershochschule „Rosa Luxemburg“
Wieder einmal ein Einsatz der mehrere Tage ging. Abfahrt 21.00 Uhr in der Philipp-Müllerstr.. Ziel die Offiziershochschule „Rosa Luxemburg“in Plauen. Der Bus war ziemlich voll. Im Bus bekam ich mit, dass es um eine Alarmierung ging. Von einem Chef war die Rede, der mit PKW eintreffen würde. Mehr konnte ich erst einmal nicht verstehen, denn ich fuhr so mit 85 kmh und da war der Robur ganz schön laut. Unterwegs machten wir zweimal eine kurze Pause. Im Anfang hatte ich Angst, dass wir es nicht schaffen, bis um 03.00 Uhr an der Schule zu sein. In der Bahnhofstr. in Plauen hielten wir an und kurze Zeit später überholte uns
ein M21. Es war der Chef. Ein Offizier aus dem Bus stieg aus und ging zu dem Wolga. Er stieg ein und gab mir ein Zeichen, dem PKW zu folgen. Wir fuhren noch ca. einen Kilometer und plötzlich waren wir an dem KdP (=Kontrolldurchlasspunkt, Einfahrt einer militärischen Einrichtung der NVA) der Hochschule.
Die Offiziershochschule der Grenztruppen (OHS der GT) in Suhl trug den Ehrennamen Rosa Luxemburg und war eine militärische Hochschule der DDR. Sie diente der Ausbildung von Kommandeuren für Teileinheiten und Einheiten der Grenztruppen der DDR von der Ebene Zug bis Bataillon sowie von Politoffizieren in Dienststellungen der Ebenen Kompanie bis Bataillon.[2]


Der Offizier, der in den PKW gestiegen war, übereichte dem Wachhabenden einen Umschlag. Der Schlagbaum ging hoch und wir fuhren in die Schule. An einer breiteren Stelle hielt ich an und die Offiziere stiegen aus. Nach kurzer Zeit ging vielleicht ein Gewusel los! Man hatte Alarm ausgelöst. Ich war ganz schön müde und legte mich auf die hinteren Sitze. An Schlafen war aber nicht zu denken, denn laufend hörte man Leute meckern und Fahrzeuge, die hin und her fuhren. Auf einmal bumst es am Bus, die Tür wird aufgerissen und ein Unterfeldwebel kommt in den Bus. Vom sehen“ kannten „wir uns, das war aber auch schon alles. Er war EK (EK = Entlassungskandidat , Militärangehöriger, der in Kürze seinen Militärdienst beenden wird) und erzählte, wieviel Tage er noch hatte.
Mit diesen „Tage zählen“ hatte ich nichts am Hut. In der Kompanie hatten wir auch EKs. Irgend jemand klopfte einem immer mit einem Gummihämmerchen auf den Kopf oder nervte einen mit einer Quietschente. Abends ging es hoch her und da wurde die Kugel (EK- Kugel) gerollt. In den Baracken war ja nur der Eingangsbereich gefließt sowie Waschraum und Toiletten. Ich war froh das ich unterwegs war!
Wir redeten eine Weile und er meinte, sein Chef ein Oberst, wäre ganz in Ordnung. Es klopfte wieder am Bus und ein Uffz. kam rein. Verstärkung aus Strausberg meinte er, auch Fahrer eines M21, der noch mehr wichtige Offiziere gebracht hatte. An Schlafen war nicht mehr zu denken. Um 08.00 Uhr beschlossen wir zu frühstücken. Zu meiner Zeit in der NVA war es üblich, dass wir grundsätzlich in den Offiziersspeisenräumen gegessen haben. Dort war es ruhiger und man wurde auch nicht vollgenöhlt. Es wurde viel von uns verlangt und schließlich waren wir ja vom „Ministerium“. Nie gab es irgend eine Diskussion etwa mit den Leuten die wir fuhren. Hungrig und frohgelaunt ging es zum Offiziersspeiseraum, denn wir hatten ja ein paar Tage nichts zu tun. Kaum saßen wir da, kam ein Gefreiter und meinte ihr seid falsch. Wir klärten ihn auf und da brachte er uns das Frühstück. Wir hatten noch keinen Bissen getan, da war auf einmal ein Major
bei uns am Tisch und forderte uns auf, den Saal zu verlassen. Der Mann wurde sehr laut und wir gingen unter großem Protest hinaus. Der Unterfeldwebel hatte die meiste Wut und meinte nur das sage ich meinem Chef! Vormittags kam ein Hauptfeldwebel, um uns unsere Schlafstellen zu zeigen. Man hatte uns bei den dreijährigen Schülern untergebracht. Diese waren aber gar nicht da, sondern an der Grenze zum
Praktikum. Uns war das ja total egal. Ein langer Flur, leere MPi Ständer und Malerleitern. Ein Spieß, der sich sehr wichtig nahm und noch Ärger machen würde.
Es war eine angespannte Lage durch die Inspektion. Der Unterfeldwebel kam und sagte: Abendessen im O-Saal. Morgens wieder im O-Saal. Kaum zu glauben, der Major vom Vortag kommt und eiert rum. Sollte wohl eine Entschuldigung sein. Alles wieder in Ordnung!
Am Nachmittag haben wir uns abgemeldet, war immer so, hätte ja sein können, das noch einmal ein Fahrzeug gebraucht wurde. Aber war nichts. Mit der Straßenbahn, welche direkt an der Schule eine Haltestelle hatte und dort auch gewendet hat, also Endstation war, fuhren wir in die Stadt. Der Unterfeldwebel hatte wohl von seinem Chef erfahren, dass es am nächsten Tag zurück gehen
würde. Nach ein paar Bierchen ging es wieder zurück zur Schule. Am Morgen hatten wir noch einen Auftritt mit dem Spieß, besser gesagt der Unterfeld. Um 06.00 Uhr brüllt der Spieß auf dem Flur rum ,“aufstehen fertigmachen zum Frühsport“! Wir hatten nicht mit bekommen, dass die Schüler zurück waren. Das der Heini aber uns gemeint hatte, da wären wir nie draufgekommen. Wir waren aber gemeint, denn die Tür wurde aufgerissen und der Spieß kam ins Zimmer und brüllte rum. Ich dachte der Unterfeld (EK) flippt aus. Er brüllte den Spieß an er solle verschwinden und uns in Ruhe lassen, drehte sich im Bett und langte nach einem Stiefel vor dem Bett. Wahrscheinlich erkannte der Spieß die Gefahr und verschwand eilig aus dem Zimmer. Hinter ihm knallte der Stiefel an die Tür. Hatte hier jemand Wut oder Ärger, weil es mit der Alarmierung nicht so gut geklappt hat? Solche krasse Sachen waren einmalig und sind in keinster Weise noch einmal vorgekommen und ich war in vielen Dienststellen der NVA mit Inspektionen als Fahrer unterwegs.
… wird fortgesetzt mit Teil 6 M.N.
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