Erinnerungen an den Dienst im Kfz-Regiment – Teil 4

(Beiträge von Manfred N.)


Manöverabschluss und Jagd in Rieth

Am Empfangstag waren plötzlich „Hugos „da. Soldaten vom Wachregiment „Hugo Eberlein“, die auch unser Kfz-Regiment bewachten und natürlich auch das MfNV. Für uns gab es abends eine Flasche Bier und alle waren zufrieden. Nach ein paar Tagen ging es wieder zurück nach Strausberg. Im Januar dieses Jahres hatte ich schon einmal mit dem Sekretariat Minister zu tun. Ich sollte an einem Sonnabend um 06.00 Uhr in Berlin eine Person abholen. Diese Person würde Fahrziel und Ort kennen, wo weitere Personen

zusteigen würden. Zur angegebenen Zeit war ich natürlich in Berlin. Ich wurde schon erwartet. Eine dunkel angezogene Person stieg in den Bus und hatte einen kleinen Koffer in der Hand. Es war sowas wie eine Jägeruniform, die der Mann an hatte. Nachdem wir uns begrüßt hatten, erklärte er mir den Fahrauftrag.

Unser Fahrziel war Rieth in der Nähe von Eggesin. Ich fuhr erst einmal los und wir nahmen noch fünf weitere Leute in Berlin auf. Da ich schon mehrmals Inspektionsoffiziere nach Torgelow bzw. nach Eggesin gefahren hatte, war die Fahrstrecke für mich bekannt. Während der Fahrt wurde ich aufgeklärt, um was es ging. Die Männer alle in dieser Uniform waren Jagdhornbläser.


Jagdhornbläser; Quelle: Wikipedia


Der Minister für Nationale Verteidigung hatte zur Jagd eingeladen und die Herren im Bus, sollten dort blasen. War schon sehr amüsant anzusehen, wie manche“ wichtigen“ Leute in ihren Pelzen aussahen. Ich war tierlieb und mochte es nicht, Tiere abzuknallen. Ich hielt mich beim Bus auf und beobachtete drei Soldaten, die an einer Feldküche hantierten. Einer ganz in weiß. Ich natürlich hin um zu sehen, was da gekocht werden sollte. Die Soldaten sahen schon sehr erhitzt aus aber nicht von ihrer Arbeit. Ich fragte, was sie kochen, meinte einer: „Tee mit Schuss“! Sie waren dabei, Flaschen mit Schnaps in den Kessel zu gießen. Es war aber kein Rum sondern die Marke „Herz As“, von der sie augenscheinlich schon allerhand genascht hatten. Ich habe mich lieber aus dem Staub gemacht und eine Runde im Bus geschlafen, denn ich war ja schon seit vier Uhr auf den Beinen.

MIttags gab es tatsächlich für „alle“ Wild. Von der ganzen Blaserei habe ich nichts mitbekommen. Am späten Abend waren wir wieder in Berlin.


Werkstattage der Singebewegung

Es gab schon Fahrten, da wusste man nicht so richtig, wie man diese einordnen sollte. Diese war eine davon! Auf der Anforderung von der Fahrdienstleitung stand: “ 13.oo Uhr Club am See Sonnabend und Sonntag“. Ich bin Sonnabend 13.00 Uhr am Club. Oh, da war was los. Jede Menge junge Leute rannten da rum. Ich gehe rein und melde mich. Man sagt mir, es gibt von uns keine Anforderung für einen Bus. Wir reden noch ein bisschen, da ich das Personal von zwei Versorgungsfahrten kenne. Noch mit LO1800. Man sagte mir, es sind aber die Werkstatttage im Saal. Die Singebewegung war damals ganz große Mode.


Singebewegung der DDR- Jugend

Singebewegung bezeichnet eine politisch-musikalische Ausdrucksform, die sich in der Deutschen Demokratischen Republik ab 1960 teils selbst entwickelte und teils als Kampagne ins Leben gerufen wurde. 1966 fasste der Zentralrat der FDJ einen „Beschluss zur Entwicklung der Singebewegung“, in dem er eine strikte pro-sozialistische Ausrichtung forderte.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Singebewegung


Ich glaube da war was mit Aurora Klub oder sowas ähnlichen. Ich stand noch eine Zeit am Club und da sich niemand um mich kümmern wollte, ging es wieder zurück ins Regiment! Die Fahrdienstleitung wusste auch nichts Genaueres. Ich machte mich freudig auf den Weg in die Kompanie, denn soviel freie Tage gab es ja nicht. Gerade als ich es mir auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte, klingelte beim UvD das Telefon. Die Fahrdienstleitung meldete sich und ich musste wieder los. Mist, ich hatte mich schon gefreut!Jetzt hatte ich aber einen Namen bei dem ich mich melden sollte. Als ich am Club ankam, stand da schon ein ganz junges Bürschlein und wedelte mit der Hand. Wir machten uns bekannt und ich brauchte erst einmal nicht zu fahren. Ich sollte mit in den Saal kommen. Oh da war was los. Sie spielten gerade das Lied vom Oktoberklub „Sag mir wo du stehst“. Eine ganze Weile ging es mit diesen Liedern weiter. Der Schlagersänger Andreas Holm und die Sängerin Gerti Möller waren auch dabei.  Die sangen aber keine politischen Lieder! Der Hauptgast war wohl aber der Kanadier Perry Friedman, ein Folk-Sänger. Es war eine unheimliche Stimmung im Saal und alle waren wie aufgedreht. Abends war Schluss. Mein Bus wurde

nicht ganz voll. Es wurde beratschlagt, wo man hinfahren könnte. Sie wurden sich nicht einig und ich sagte, fahren wir doch erst einmal um den See, das fanden sie gut und es ging los. Einige alkoholische Getränke hatten sie auch dabei. Alle verhielten sich aber sehr gesittet.


 Spät in der Nacht kam ich in die Baracke zurück. Wir hatten ausgemacht, dass ich am Sonntag um 13.00 Uhr wieder am Club sein würde. Es ging ganz schön was los.Viel älter war ich ja auch nicht wie die meisten dieser Leute. Ich lernte interessante Menschen kennen. Sie redeten von einem Jugendklub, der wohl

in Strausberg ansässig war. Ich wurde Ehrenmitglied, ohne diesen Klub zu kennen. Beeindrucken habe ich mich davon aber nicht lassen! Ich versprach aber, dass ich vorbeikommen würde. Ich hatte mitbekommen, dass es Kinder von Chefs waren und ich war lieber etwas vorsichtig und wollte keinen Ärger. Bei             einem Besuch in diesem Jugendklub wurde ich mit den Kindern vom Stellvertreter Chef Luftwaffe W, Reinhold bekannt. M.und F. Reinhold waren aufgeweckte Jugendliche. Ich bin mal mit dem Bus an dem Haus gewesen, in dem die Familie wohnte. Es war wohl eine Parallelstr. von der Fontanestr. An diesem Tag hatte ich noch einmal eine Runde mit den Kindern gedreht, aber ich glaube, da war bloß der F. dabei. Auf jeden Fall bracht er einen Teller mit Kuchen und eine Kanne mit Kaffee sowie Geschirr aus dem Haus. Wir saßen im Bus und ließen es uns gut gehen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße fuhr ein M21 vor und ein Generalmajor kam die Treppe herunter und stieg in den PKW. Mir war nicht besonders wohl und das hat man mir wahrscheinlich angesehen. Aber F. meinte nur: „Er weiß Bescheid“. In diesem Zusammenhang lernte ich auch die Kinder von K.-H. Tuschel, ein Schriftsteller von utopischen Romanen und damals Dramaturg beim EWE der NVA kennen. Bei einem Besuch zu Hause im Prenzlauer Berg Zeltersraße 12 bekam ich vom Schriftsteller das Buch “ Ein Stern fliegt vorbei“ geschenkt. Wann immer ich Zeit hatte, bin ich mal vorbeigefahren und habe sie besucht. Sie hatten zwei Kinder ein Mädchen M.und einen Sohn der etwa 12 Jahre alt war. Der Name des Sohnes ist mir leider entfallen. Ich habe mal eine Nachtfahrt mit ihm in Berlin gemacht. Einmal haben wir seine Schwester besucht, die im Friedichstadtpalast Schneiderin gelernt hat. Einmal war ich noch im Jugendklub hatte aber leider keine Zeit mehr für ein Treffen.


„Ausflug“ nach Prieros

Einmal wieder eine angenehme Fahrt, weil nicht so weit und mit Ikarus 55. Freitagnachmittag in Strausberg, der Bus wurde voll und es war gleich Stimmung im Bus. Fahrziel Königswusterhausen ein Objekt vom Zentralrat der FDJ und letzter Aufenthalsort vom ersten Präsidenten der DDR W. Pieck. Der 

Bus war vollbesetzt und eine ganze Menge Kinder waren dabei. Die Anfahrt war schwierig, denn unser Ziel lag etwas abseits im Wald. Eine sehr schmale Straße und eine Brücke, die nach rechts ging, machten es noch komplizierter.

Der Ikarus war ja kein Robur. Am Tor des Objektes mussten alle aussteigen. Das Tor der Einfahrt war auch noch schräg und  ich hatte meine Mühe, den Bus unbeschädigt in den Hof zu bringen. Vorne ein Einweiser und hinten einer und ich war drin. Der Hof war sehr groß und ich konnte gut drehen. Ich glaube, die 

Truppe war von der Verwaltung Nachrichten. Am Abend trafen sich alle in einem größerem Raum. Mich hatte man auch eingeladen. Der Chef, ein Oberst, hielt eine kurze Rede und sagte dabei, ich will heute keine Dienstgrade hören. Es wurde ein feucht fröhlicher Abend. Am Vormittag des nächsten Tages sind wir

nach Prieros gefahren und haben ein Pferdegestüt besucht, das war eine sehr interessante Sache. Alle waren normal und keiner hat den Offizier rausgeholt.


Heinz Fülfe (* 5. Januar 1920 in Freiberg; † 5. Dezember 1994 in Berlin) war ein deutscher Zeichner, Puppenspieler und Bauchredner. Bekannt wurde er als Puppenvater von Flax und Krümel und durch seine Rolle als Schnellzeichner Taddeus Punkt, einer Identifikationsfigur des DDR-Kinderfernsehens, mit welcher er unter anderem in der vom Deutschen Fernsehfunk (DFF) ausgestrahlten Fernsehreihe Unser Sandmännchen auftrat.

Tadeus Punkt alias Heinz Fülfe


Nachmittags hatten sie etwas für die Kinder organisiert, denn es kam Tadeus Punkt mit Frau. Diesen Mann kannte wohl jedes Kind und ich denke, die Erwachsenen auch! Es war schön, diesem freundlichen Menschen zu begegnen. Er war sehr gesprächig und es wurde wohl für alle ein gelungener Nachmittag!Heinz Fülfe war ein Zeichner, Puppenspieler und Bauchredner. Er brachte einige Stücke mit seinem Struppi. Eine bessere Idee hätte es gar nicht geben können. Alle waren begeistert.


… wird fortgesetzt mit Teil 5 M.N.

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