(Beiträge von Manfred N.)
Dienstfahrten nach Berlin
In den ersten Wochen hatte ich viele Tagesfahrten. Dazu gehörten auch Fahrten die Abends stattfanden. An den Wochenenden habe ich Personen in die Staatsoper nach Berlin gebracht und hatte dann Zeit, Berlin zu erkunden, die Aufführungen dauerten meistens vier Stunden. Eins war aber klar, es durfte
nichts passieren. Wir hatten ja einen Dienstauftrag für den“Raum Berlin“. Dieser war für den jeweiligen Monat ausgestellt. So kannte ich mich nach einer gewissen Zeit gut in Berlin aus. Damals war in Berlin ab 20.00 Uhr nicht mehr viel los. Auf der Frankfurter Allee , Warschauerstr. oder Adlergestell konnte man zügig vorankommen. Es machte großen Spaß, abends in Berlin zu fahren. Das war aber in der Zeit als ich angefangen hatte, Bus zu fahren.
Vietnamesische Ärzte
Ich war viel mit dem LO -Bus unterwegs. Die erste Reise über eine Woche hatte ich wohl im November 1968. Fahrauftrag lautete: melden bei Gen. Röder in Strausberg um 09.00 Uhr. War eine Seitenstr. der Philipp-Müllerstr., weiß aber den Namen nicht mehr. Pünktlich um 09.00 stand ich vor dem der angegebenen Adresse (war aber viel früher dort). Lange musste ich nicht warten und es kam ein Mann in Marine-Uniform aus dem Haus. Er erklärte mir, um was es bei dieser Fahrt gehen würde. Der Offizier
hatte den Rang eines Korvettenkapitäns. Der Offizier war mir von Anfang an sympathisch. Unser Auftrag lautete Offiziere der Vietnamesischen Volksarmee vom Flughafen Berlin Schönefeld abzuholen. Die Maschine sollte um 15.00 Uhr ankommen. Wir mussten aber erst noch nach Karlshorst in die Botschaft. Die Botschaft war in einem unscheinbaren Haus. Wir wurden sehr freundlich empfangen. Hierbei ging es wohl um irgendwelche Papiere, die wir noch abholen mussten. In Schönefeld angekommen, ging es erst einmal in die Mitropa zum Mittagessen. Durch den Seiteneingang, der auf der rechten Seite des Flughafens
lag, fuhren wir nach einer Kontrolle auf den Flughafen. Wurde wohl damals auch als Grenzgebiet betrachtet. Wir waren natürlich viel zu früh dort.

In der Zeit, wo wir auf die Vietnamesischen Genossen warteten erklärte mir der Korv.-Kpt. den weiteren Plan. Es ging um Vietnamesische Ärzte der Volksbefreiungsarmee, die in Leipzig zu erst Deutsch lernen sollten, um dann später eine Facharztausbildung in der DDR zu machen. Das Wetter war an diesem Tag
nicht besonders. Naßkalt und sehr windig! Die Maschine kam pünktlich an. Zwei Frauen und 14 Männer in Uniform verließen das Flugzeug. Das waren nun unsere Fahrgäste. Sie waren schon ein paar Tage unterwegs. Mit einer IL 18 über Peking und Moskau.

Im Bus war es auch nicht besonders warm und die beiden Frauen fingen an zu frieren. Man sah es auch den Männern an, dass ihnen kalt war. Ohne Zollkontrolle ging es wieder durch den Seiteneingang raus. Wir fuhren nach Grünheide in eine Unterkunft der NVA. Dort blieben wir drei Tage. Wir waren mit den Vietnamesen in Potsdam im Armeemuseum und im Cecilienhof. Ein Dolmetscher war natürlich dabei und es waren verträgliche und anspruchslose freundliche Menschen. Am zweiten Tag ging es nach Berlin. Im Haus des Lehrers wurde Mittag gemacht.

Brandenburger Tor
Das Sowjetische Ehrenmal in Treptow wurde besucht. Der Höhepunkt für alle, auch für uns, war der Besuch der Staatsgrenze am Brandenburger Tor. Zur vereinbarten Zeit standen wir am Schlagbaum der Grenzanlage. Ein Trabant-Kübel kam und wir mussten hinterher fahren. Vor dem linken Teil des Gebäudes das am Brandenburger Tor stand, parkten wir. Ein Major der Grenztruppen begrüßte uns. Im linken Gebäude am B.- Tor war eine Art Museum eingerichtet. Pistolen, „Schundliteratur“ (DDR-Ausdruck für in der DDR „unerwünschte“ und verbotene Zeitungen, Zeitschriften und Bücher) und kleine Funkgeräte sowie andere Sachen, die man Agenten usw. abgenommen hatte, waren zu sehen. Zum Abschluss ging es auf die Tribühne vor dem Tor. Als ich dort war, bestand sie nur aus Holz. Etwas weiter vorne war eine nicht allzu hohe Mauer mit jeder Menge Glasscherben oben drauf zu sehen. Viele Soldaten haben das nicht zusehen bekommen, außer den Grenzsoldaten natürlich!

Abends, als wir in Grünheide zusammen saßen, meinte der Korv.-Kpt.,,es wäre nicht nötig, immer seinen
Dienstgrad zu nennen. Von dem Tag an war er für mich der Genosse Röder und ich der Genosse N. für ihn. Er war ja sicherlich doppelt so alt wie ich und ein sehr großzügiger Mensch. Hier muß ich gleich einmal etwas einfügen! Ich habe in der ganzen Zeit als Fahrer nie etwas bezahlen müssen! Weder Unterkunft noch Verpflegung. Ob es Fahrten in Objekte der NVA oder Vergnügungsfahrten waren, für den Kraftfahrer wurde immer gut gesorgt. Es sollte nicht die einzige Fahrt mit dem Geossen Röder bleiben. Am nächsten Morgen ging es dann in Richtung Leipzig. In der Universität meldeten wir uns im Herder Institut.

Fahrt nach Leipzig
Die Ausländerfakultät kümmerte sich weiter um die vietnamesischen Ärzte. Wir brachten sie dann noch in ihre Unterkunft. Im Frühjahr 1969 war ich mit dem Gen. Röder wieder in Leipzig und die Ärzte sprachen alle sehr gut Deutsch. Wir kamen aus dem Staunen garnicht raus! Alle hatten sich Fahrräder zugelegt, welche sie selbst im Zimmer abgeschlossen hatten. Damals war noch nichts mit Mopeds bzw. es waren sehr sparsame Menschen, die genau wussten, was sie wollten. Vor allem war ja in dem Land Krieg! Wann immer es uns möglich war, sind wir zum Blutspenden gegangen, für Vietnam! Bei dieser Fahrt hatte ich ja nur 17 Gäste im Bus und ich konnte das Gepäck hinter mir auf der Dreier- Bank und auf dem Boden des Busses lagern. Bei vollbesetzten Bus stand uns ein einachsiger Kofferanhänger zur Verfügung, den wir im Urlauberaustausch und anderen Fahrten nutzten. Am späten Abend fuhren wir nach Strausberg zurück.
Video Vietnam-Krieg
Winterfahrt in die Schneewehe
An die Reihenfolge der einzelnen Fahrten kann ich mich natürlich nicht mehr erinnern. Es wird im folgenden etwas durcheinander gehen. Es muss so im Februar 1969 gewesen sein, ein Sonntag, laut Einsatzplan hatte ich eine Fahrt nach Eberswalde.

Handballer und Betreuer sollten zu einem wichtigen Spiel gebracht werden! In der Nacht von Sonnabend auf Sonntag hatte es ganz schön geschneit, dazu wehte ein starker Wind. Ich hatte Bedenken, dass wir unterwegs nicht durchkommen würden. Ich telefonierte mit dem OvD mit der Bitte, das mit der Fahrdienstleitung zu klären, ob die Fahrt gestrichen werden könnte. Nach einiger Zeit bekam ich Bescheid, die Fahrt muss unbedingt durchgeführt werden. Voller Ärger fuhr ich nach Strausberg, um die Sportler abzuholen. Da war kein Schneepflug gefahren und nichts beräumt. Dann stiegen diese Leute ein. Wichtiges Spiel usw., die hatten eine große Klappe. Ich legte mich gleich mit ihnen an und sagte, sollten wir irgendwo stecken bleiben, werdet ihr euch darum kümmern, dass wir freikommen. War für die jungen Leute!. kein Problem. Ich hatte wohl schon eine größere Strecke hinter mir, bis auf einmal garnichts mehr ging.
Eine größere Schneewehe hatte den Bus zum Stehen gebracht. Weder vorwärts noch rückwärts ging noch etwas. Vielleicht 400 m hinter uns lag ein Gebäude. Nachdem ich nachgeschaut hatte, wie tief die Räder im Schnee steckten, sagte ich: ihr könnt euch auf den Weg machen und versuchen, einen Traktor zu organisieren. Ohne ein Wort sind drei von den Burschen los, um Hilfe zu holen. Um 13.00Uhr war ich losgefahren und mir war klar, dass wir nie und nimmer bis 15.00 Uhr in Eberswalde sein würden. Wir stahken fest und die Wehe ging bestimmt über dreißig Meter. Selbst wenn wir frei kommen, würde ich es nicht schaffen den Bus da durch zu bringen. Der Wind wehte und wehte. Nach einer Stunde kam ein Traktor mit einem älteren Herren und nahm mich an eine Kette. Rückwärts zog er mich ca. 300 m, bis wir eine Stelle fanden, wo ich wenden konnte. Die Fahrt war gelaufen und am Montag bekam ich die „Rechnung“…
Wir hatten das Fahrziel nicht erreicht! Am Montag hatte ich frei und wollte mich um meinen Bus kümmern. Es kam aber ganz anders. Ich mußte zum Ko-Chef. Nach dem ich mich bei ihm gemeldet hatte, ging das Theater los. Jetzt haben wir den Salat! Die Handballer hatten sich beschwert. Ich wäre nicht richtig gefahren usw. Er wütete noch eine Weile rum. Nach dem ich mich rechtfertigen konnte, war er auf einmal ganz zufrieden und meinte nur, wer weiß wessen Kinder das wieder waren. Vielleicht hätten wir eher fahren sollen, was aber nicht an mir lag!
Fahrt mit Bogenschützen
Ganz anders geartet war eine Fahrt zur Ferienzeit. Ich war gerade vorn beim Konsum angekommen und wollte mir ein Bier genehmigen, weil Freitag war, da erschien der GUvD der Kompanie und sagte; „Du sollst sofort in die Kompanie kommen“. Ein LO Bus war kaputt gegangen und ich musste einspringen. In Strausberg Süd wartete eine Gruppe Schüler (Bogenschützen), die nach Sondershausen zu einem Wettkampf gefahren werden sollten. Schnell waren ein paar Sachen eingepackt. Einen kleinen Koffer mit Klamotten hatte ich immer im Bus. Mit allerhand Tempo ging es nach Süd! Der Bus wurde schon sehn-
süchtig erwartet. So 10 Kinder und ein erwachsener Betreuer empfingen mich lautstark. Auf der Autobahn hinter Michendorf überholte mich ein westdeutscher Kleinbus, der seine beste Zeit schon hinter sich hatte.
Ich weiß nicht mehr ob ich bei Steigungen oder auf ebener Strecke besser vorankam. Mal überholten wir den „Klassenfeind“, dann war der wieder besser. Eine ganze Zeit hatten wir unseren Spaß! Wir fuhren weiter und der Bus war nicht mehr zu sehen. Die Höchstgeschwindigkeit beim LO Bus war mit 80km/h
angegeben. Meiner machte aber 90 km/h. Kurz vor der Raststätte Köckern gab es einen lauten Knall. Kupplung treten und Zündung ausschalten war alles eins. Mein Glück war, dass die Einfahrt zur Raststätte kam. Lautlos fuhr der Bus, aber mein Herz klopfte wie verrückt .Ich hielt und es war sehr still im Bus!
Buspanne
Der Spaß war vorbei, aber sehr gründlich. Vom Betreuer war nur ein böser Blick zu sehen. Die Kinder plapperten umher und sie wussten ja nicht, dass die Fahrt erst einmal zu Ende war. Mein Glück war, das ich es bis auf den Rastplatz geschafft hatte. Ich marschierte bis zur Mitropa, um zu telefonieren. Zu meiner Freude gab es einen öffentlichen Fernsprecher in der Halle. In Strausberg meldete sich der OvD. Es muss so gegen 18.00 Uhr gewesen sein. Ich machte ihn noch darauf aufmerksam ,dass es alles noch jüngere Kinder waren, die jetzt in Köckern erst einmal festsaßen. Er sagte, einen Abschlepper schicke ich sofort los. Mit einem Bus würde es dauern und er werde versuchen, über eine Dienststelle in Leipzig etwas zu organisieren, da es sich um Kinder handeln würde. Soweit so gut. Nach einiger Zeit kam tatsächlich ein Bus und die Sportler konnten ihre Reise fortsetzen. Ich konnte das nur von weiten sehen, denn der Betreuer hatte so blöde mit mir getan, als wäre ich Schuld , dass der Bus kaputt gegangen ist. Ich ahnte nicht, was da auf mich zukommen würde! Gegen 21.00 Uhr kam ein W50 vom Regiment und mein Bus wurde an die Stange genommen. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll und war hundemüde. Es war eine furchtbare Fahrt nach Strausberg und nach Mitternacht kamen wir ins Regiment. Das Wochenende verging und ich bin Montag früh auf den Park. Wir hatten den Bus an der Werkstatt abgestellt. Ich wusste das, wenn ein Bus nicht einsatzbereit war, dieser umgehend repariert wurde. In der Werkstatt waren alle Plätze belegt. Der Werkstattchef, ein Zivilangestellter meinte aber, dass der Bus heute noch reinkäme. Ich erklärte ihm was passiert war und er meinte, da ist bestimmt ein Ventil abgerissen. Es wäre keine große Sache denn ein Motor wäre auch da. Ich ging zurück in die Kompanie und musste sofort zum Chef. Ich meldete mich und die Standpauke ging sofort los. Ob ich zuviel Geld hätte? Warum ich mir auf der Autobahn eine Wettfahrt mit dem Klassenfeind erlaubt hätte usw. Der Betreuer hatte sich Montagmorgen gleich im Regiment
beschwert. So der Ko-Chef! Ich nehme an, dass die Beschwerde von einer Verwaltung aus dem MfNV kam. Nach einer größeren Predigt und den Worten Regress konnte ich gehen. Mir ging es nicht besonders gut!
Neuer Motor für den LO-Bus
Ich bin sofort rüber auf den Park, weil ich nochmal mit Werkstattchef reden wollte. Als ich in der Werkstatt ankam, meinte der Kollege, ich weiß Bescheid. Der Regiments—TA hatte angerufen und der Motor sollte zerlegt werden, um die Ursache des Motorschadens festzustellen. Offenbar wollte man mir doch an den
Kragen. Ich erzählte dem Kollegen, wie ich gefahren bin und er meinte, da geht nie und nimmer der Motor kaputt, es könnte nur ein Materialschaden sein und ich solle mir keine Sorgen machen! Der hatte gut reden. Am nächsten Tag bin ich morgens, nachdem die Werkstattleute eingetroffen waren, wieder auf
den Park. Einer der Männer kam gleich auf mich zu und grinste mich an.

Sieh dir das an, meinte er und zeigte mir einen länglichen Stahl und einen Ventildeckel, der abgebrochen war. Ich bin mir nicht sicher ob das Teil vom Motor meines Busses stammte! Nach Rücksprache mit dem TA wurde der neue Motor eingebaut und ich konnte am nächsten Tag auf unsere Einfahrstrecke Richtung Pfingstberg-Penkun und zurück, um den Motor einzufahren.
Mehrmals absolvierte ich diese überaus langweilige Strecke vor allem ab Pfingstberg, da war der Hund begraben. Von einigen Leuten hörte ich später, na nochmal Glück gehabt. Ich brauchte ja nur zu sagen, Materialschaden und hatte somit meine Ruhe.
Einsatz für den Minister
Im Sommer 1969 ich wollte mich um den Bus kümmern, es kam der Befehl, sofort in Strausberg in der Fontanestr. 21 melden. Auf dem Plan von der Fahrdienstleitung hatte der Einsatz nicht gestanden. Ich also los. Wer weiß, was das wieder für eine blöde Sache ist, hatte ich gedacht. Vor der Nummer 21 hielt ich an, kein Mensch zu sehen. Ich bin ausgestiegen, habe den Bus abgeschlossen und habe den Garten, der vor dem Haus war, betreten. Kein Mensch zu sehen. Ich war kurz vor dem Haus und um die rechte Ecke kommt auf einmal der Minister. Im ersten Moment war ich wie geschockt und habe wohl sowas wie eine Meldung gestammelt. Armeegeneral H. Hoffmann war mir zwar von der Ansicht her bekannt, das ich Ihm einmal persönlich gegenüberstehen sollte, hätte ich eher nicht geglaubt.

Heinz Hoffmann (* 28. November 1910 in Mannheim; † 2. Dezember 1985 in Strausberg, eigentlich Karl-Heinz Hoffmann) war Armeegeneral, Mitglied des Ministerrats der DDR, Minister für Nationale Verteidigung, Mitglied des Nationalen Verteidigungsrates und Abgeordneter der Volkskammer der DDR. Seit dem 2. Oktober 1973 war er Mitglied des Politbüros des ZK der SED.
Quelle: https://www.wikipedia.de
Er war es, ein Mensch in Pantoffeln, Stiefelhosen im Armee-unterhemd und einer Zigarette oder Zigarillo in der Hand. Nach meiner Meldung fragte er mich, haben Sie schon gefrühstückt? In diesem Moment kam ein Offizier aus dem Haus, ich nehme an, es war sein Adjutant. Der Minister hatte eine Einladung in die Sowjetunion bekommen und seine Frau wollte für einen Empfang das eigene Geschirr mitnehmen. Der Minister sagte, ich könne gleich mit hochgehen und die Kisten mit runtertragen. Nun ich dem Adju hinterher. Links im Haus ging eine Treppe hinauf. Als ich auf dem oberen Flur ankam, ging rechts eine Tür auf und eine junge Frau trat aus dem Zimmer. Sie sah mich und fing an zu quieken, brüllte „was wollen Sie hier“ und ich war schon wieder auf den Weg nach unten. Ich raus aus dem Haus und vor mir stand der Minister. Er fragte was war denn los und ich sagte das mit der Frau. Er lachte und meinte, das war meine Frau. Kurze Zeit später kam auch seine Frau aus dem Haus und sagte nur, sie hätte sich tüchtig erschrocken, als plötzlich ein fremder Soldat auf dem Flur gestanden hätte. Ich weiß nicht mehr, es waren glaube ich zwei kleine Jungs, die unbedingt auf den Fahrersitz wollten. Wir luden diese Alu-Kisten ein und ich bekam den Auftrag nach Marxwalde zum Flugplatz der Luftstreitkräfte zu fahren und die Kisten dort abgeben. Dort stand eine IL18 für den Minister bereit. Zum erstenmal habe ich gesehen, wie zwei MIG 21 gestartet sind. Alle Flugzeuge der Regierung standen in Marxwalde!

Manöver Oder-Neiße
Eine spezielle Fahrt hatte ich im September 69. Laut Einsatzplan von der Fahrdienstleitung sollten zwei LO Busse für Sekretariat Minister bereitgestellt werden. Wir zwei Fahrer begaben uns ins Minister-Gebäude. Da wir angemeldet waren, gab es keine Probleme . Nach der Kontrolle unserer Dienstausweise, welche unten links im Eingang stattfand, konnten wir die Treppe hoch. Zu dieser Zeit fand in Polen das Manöver Oder/Neiße statt. Der Chef der NVA wollte in der Nähe von Poznan für die Polnische Regierung sowie für die Chefs der beteiligten Armeen einen Empfang geben, Unsere Aufgabe war, Soldaten zu transportieren, welche ein großes Festzelt und alles was sonst noch dazu gehörte, aufzubauen hatten. Wir hatten noch zwei Tage Zeit, uns vorzubereiten. Man konnte ja nie wissen, ob alles glatt lief. Ich verstaute im Bus einige Flaschen Wasser und VitaCola. Wir hatten den Laden vor der Nase und ich holte mir noch ein paar Knacker. Nachmittags kam der Spieß und sagte, ihr sollt mit Waffe fahren. Auch das noch. Zwei Magazine wurden gefüllt und wir hatten unsere Makarow. Es war ein Treffpunkt vereinbart worden, wo wir die Soldaten abholten. Wir fuhren ein Stück in Richtung Frankfurt/Oder, dann stießen wir auf eine Kolonne LKW der NVA mit einem P3 vorne dran. Das war schon eine regelrechte größere Pioniereinheit. Irgendwo ging es einmal über einen Fluß und wir waren in Polen. Am späten Abend kamen wir in der Nähe von Poznan an. Mehrere Mannschaftszelte wurden aufgestellt. In einem Zelt wurden zwei Notstromaggregate platziert und sofort war es mit der Ruhe vorbei. Ein Major wollte uns gleich in Beschlag nehmen und wies uns ein Zelt zu. Natürlich lehnten wir ab und sagten ihm ,wir schlafen im Bus. Dann wollte er uns einen Auftrag für etwas erteilen aber „wir mussten an einem Bus etwas reparieren.“ Also Werkzeug raus und so tun als ob. Ansonsten kamen wir aber gut mit ihm aus oder er mit uns? Überall war Wald. Die Aufbauleute schufteten ganz schön. Ein Gruppe war mit MPis ausgerüstet und die lagerten bei uns in einem Bus. Wahrscheinlich waren die für die Wache gedacht. So richtig geheuer war uns dort im Wald nicht.
Ein Toilettenhäuschen war auch vorhanden, ganz schön tief im Wald.
Wir waren ja von der Polnischen Volksarmee vor Poznan erwartet worden. Mehrere Regulierer auf Krädern begleiteten unsere Kolonne zu den festgelegten Standorten. Überall waren Fahrzeuge und Personengruppen von der Polnischen Sicherheit. Eine Gulaschkanone wurde auch mitgeführt. Eines hatte man aber vergessen, das wichtigste! Es gab keine Verpflegung. Ein paar Tage lang gab es nur Ölsardienen ein bisschen Brot und Tee. Wir wurden vertröstet. Der Hubschrauber mit den Sachen fürn“ Empfang“ würde auch unsere Verpflegung mitbringen. Dank der Polnischen Armee mussten wir aber nicht hungern, denn von der stammten die Ölsardienen. Gab es bei uns nicht. In den nächsten Tagen fuhren wir immer mit einem Bus nach Poznan zur Stadtbesichtigung. Viel war aber nicht los. Ich kann mich nur noch an die
Musikakademie erinnern, auf die man sehr Stolz war. Einen Vorfall hatte es schon auf der Anfahrt nach Poznan gegeben. Während einer Rast wurden einige Fahrzeuge mit Hakenkreuzen beschmiert. Der Verantwortliche hatte keine Sicherung aufgestellt. Alle standen vorne beim P3 und rauchten. Die Kreide war schnell abgewischt. Kinder hatten die Kreuze gemalt. Woher die das wohl wussten? Als ich mit meinem Bus dran war, nach Poznan zu fahren, wurde der Bus direkt auf dem Marktplatz mit einem Hakenkreuz beschmiert. Nicht mit Kreide sondern mit dem Finger auf die verschmutzte Fläche. Tagelang habe ich die Seite geschruppt, aber Teile hat man noch nach Wochen gesehen. Wir sind aber schon auch sehr freudig begrüßt worden. Die Pioniere waren ja nicht bewaffnet, nur wir fühlten uns mit unseren
Pistolen nicht besonders gut. Waren aber immer in Gruppe unterwegs.
… wird fortgesetzt. M.N.
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