(Beiträge von Manfred N.)
Ein schwarzer Tag – Wachvergehen
Ich weiß nicht mehr ob man mich zu diesem Zeitpunkt schon wieder befördert hatte. Wahrscheinlich war ich aber UvD, denn das Vorkommnis muss so um 02.30 Uhr gewesen sein. Von unserem Waschraum habe ich ja schon einmal geschrieben. Es war schlechtes Wetter und ungemütlich. Die äußere Tür von unserer Baracke klemmte etwas und in der Nacht hörte man, wenn jemand sie öffnete. Sie quietschte auch! Die zweite Tür war auch eine Doppeltür. Die rechte Seite war immer auf und hinter der linken Seite stand der UvD-Tisch. In der Baracke hat es immer gezogen und man fror ständig. Der UvD hatte Schlafzeit von 22.00 Uhr bis 02.00 Uhr. Irgend etwas war aber immer, sodass man als UvD nie pünktlich ins Bett kam. Da kamen welche von Fahrt. Die Ausgänger waren auch nicht gerade leise und an Schlafen brauchte man nicht
zu denken. Man war gerade eingenickt und schon stand der GUvD zehn Minuten vor 02..00Uhr am Bett und machte einen wach.



Man war wie gerädert. Da war aber der Waschraum und der Badeofen musste ja immer geheizt werden. Also ab und zu aufwärmen. Wurde von jeder Wache praktiziert. Ich setze mich auf die Kohlenkiste, ein sauberes Brett war immer vorhanden und schlafe ein. Geweckt werde ich vom GOvD Unterleutnant B.Köhler. Einst waren wir bis zu meiner Degradierung im Grundlehrgang als Gruppenführer tätig. Als ich noch Uffz.-Schüler gewesen bin, war Feldwebel Köhler auch Gruppenführer in unserem Lehrgang. Er hatte wohl einen Offizierslehrgang absolviert und wurde Offizier. Gerade wach gemacht, stammelte ich meine Meldung. Von wegen keine besonderen Vorkommnisse! Was für eins. Wachvergehen! ich glaube etwas
schlimmeres gibt es nicht. Ich habe mir viel später erst Gedanken darüber gemacht. Man muss sich vorstellen, zwei Meter weiter hing der Schlüssel zur Waffenkammer.

Jede Kompanie der NVA hatte auf dem Flur eine Waffenkammer mit allen persönlichen Waffen der Kompanieangehörigen (MPi, MG, Pistole, Pz- Büchse u.s.w.) und dem dazugehörigen Kampfsatz an Munition. Bei Auslösung von Gefechtsalarm hatte der UvD die Waffenkammer zu öffnen und den Waffenkammerverantwortlichen zu übergeben,der die Waffenausgabe überwachte. Die Kompanie stand nach spätestens 15 Minuten voll ausgerüstet zum Abmarsch auf den Kfz-Park bereit. Nach spätestens „x plus 40“ (die X- Zeit ist die Zeit der Alarmauslösung, 40 sind Minuten und nicht Stunden oder Tage, wie bei der Bundeswehr) war eine Einheit der NVA mit mindestens 85% Stärke (15% waren Urlauber, Ausgänger und Kranke) abmarschbereit zum Kampfeinsatz oder zur Verlegung in einen Unterbringungsraum.
Es hätten auch andere sein können, die mich vielleicht gar nicht erst geweckt hätten! Im Wachbuch vermerkte Köhler den Vorfall. Noch ein vorwurfsvoller Blick und er ging wieder. Das Aufwärmen wurde von allen so gemacht, nur ich war so blöde und bin eingeschlafen.
10 Tage Arrest in Berlin- Treptow
Mir war Hundeelend, wie sollte ich das dem Ko-Chef beibringen.,Früh Meldung an den Zugführer, dem merke ich auch gleich seinen Ärger an. Kein Wunder! Dann kommt der Ko-Chef. Das war schon kein Wutanfall mehr,sondern er brüllte nur rum. Er geht ins Regiment. Mich beachtet er gar nicht sondern spricht mit dem GUvD. Nach dem Frühstück mussten alle antreten. Ich muss vortreten und werde auf Befehl des Regimentskommandeurs mit 10 Tagen Arrest bestraft. Der Ko-Chef hätte nur 3 Tage verhängen können. Die Strafe war für mich in Ordnung. Ich machte mir damals große Vorwürfe. Blödheit muss bestraft werden. Es war einfach nur sehr verantwortungslos! Bis zurAblösung um 14.00 Uhr musste ich noch meinen Dienst versehen. Tasche packen und um 15.00 Uhr war Abfahrt nach Berlin-Treptow in den Arrest. Der Empfang war sehr unfreundlich, so nach dem Motto geh uns ja nicht auf den Sack! Die Zelle war einfach. In der rechten Ecke ein Hocker und links ein Gestell mit zwei Stützen, was an der Wand befestigt war. Das Bett. Sonst nichts. Ein Fenster, was auf die Straße zeigte. Was würde da wieder einmal auf mich zukommen? Um 18.00Uhr Abendbrot, das gab es in einem anderen Raum. Außer mir war noch ein Gast anwesend. Essen war gar nicht so schlecht. Morgens um 06.00 Uhr Gebrüll, Zelle wird aufgemacht
und da ich noch auf der Pritsche liege, tritt der Uffz., der reinkommt die Stützen weg und ich krache auf den Boden. Er grinst mich an und meint, ich hatte aufstehen gesagt. Nach dem Frühstück lernten wir den Chef vom Arrest kennen. Es war ein Oberfeldwebel oder Stabsfeld? Machte sich ganz schön wichtig, aber er ließ uns zwei Arrestanten in Ruhe. Wir bekamen eine schwarze Kombi und es ging in die Kaserne. Wir mußten einen Kinosaal fegen. Der Uffz., der uns eingewiesen hatte, verschwand und kam erst Mittags wieder. Nach dem Mittagessen mussten wir in der „Anstalt“ Reinigungsarbeiten ausführen. So gegen
17.00 Uhr ging ein Unterfeld mit mir in die Kaserne und ich musste im Offiziersspeiseraum Ordnung machen. War alles tipptopp. Zweimal kamen Offiziere, die mich aber nicht beachteten. Ich bekam aber mit, das es Grenzer waren. Grüne Schulterstücke. Ein größerer Schrank mit Glastüren machte mich neugierig. Eine dicke Mappe mit Telegrammen bekam ich in die Hand und begann zu lesen. Es waren Beileidsbekundungen zum Tod von Peter Göring, der im Dienst ermordet worden war. War richtig beklemmend! Schon ein paar Jahre her aber nicht vergessen. Viel Arbeit hatte ich da nicht und Abendessen bekam ich auch noch. So gegen 20.00 Uhr wurde ich wieder geholt. Der erste Tag war
gelaufen und ich war nicht mehr aufgeregt.
wird fortgesetzt mit Teil 13
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