Erinnerungen an den Dienst im Kfz-Regiment – Teil 9

(Beiträge von Manfred N.)

Gästehaus Schloss Wilkendorf

Ich glaube, es war an einem Sonnabend. Irgend eine Maßnahme der Regierung war angesagt, oder der NVA? Die Busse wurden mit roten Schleifen an den Spiegeln und das „Kühlergrill“ mit einer DDR Fahne geschmückt. Passte uns nicht, war aber so befohlen! Mein Befehl lautete: 09.00 Uhr am Gästehaus des Ministers in Wilkendorf  zu stehen.

Fahrziel war Berlin . Es waren Sparmaßnahmen angesagt. Alle Personen, die an dieser Maßnahme teilnahmen, mussten mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Strausberg kommen. Es ging einfach

darum, zu zeigen, dass auch in der NVA gespart wurde. Jeden Monat wurde der Verbrauch an Kraftstoffen überprüft. Wir Fahrer hatten je nach Fahrzeug Benzin oder Dieselmarken, die in jeder Tankstelle der NVA eingelöst werden konnten. Zu dem besaßen wir wenigstens 2 oder 3 Tank Schecks für öffentliche Tankstellen. Damit waren wir nicht abhängig von Einrichtungen der NVA. Vom Objekt in Strausberg bis Wilkendorf war es nur ein paar Minuten zu fahren. Ich fahre also in den Hof von Schloß Wilkendorf (der Ort heißt auch so) in der Mitte ein Rondell, und halte vor einer breiten Treppe. Auf einer der Treppen steht ein Marine-Offizier. Ich steige aus und denke: bei dem meldest du dich gleich. Ich gehe um den Bus und starre den Offizier an. Es ist der Admiral, der mich in der PHV vor zwei  Jahren  auf dem Flur ausgefragt hatte!

Admiral Verner

Ich melde mich und er stutzt und meint, wir kennen uns? Ich sage, nur wegen der Parteiaufnahme usw. Der Admiral war W. Verner – Chef der Politischen Hauptverwaltung – und meinte nur, hast du schon gefrühstückt ? (Standardfrage der Offiziere meistens). Er sagte, dann werde ich die andern mal rauspfeifen. Im Nu war der Bus voll. Vizeadmiral Ehm Chef der Volksmariene war auch Gast im Bus.

Der Admiral fragte mich, ob er auch auf den Beifahrersitz könne und ich sagte zu ihm, ich schließe die Tür auf. Brauchste nicht, meinte er und war mit einem Satz von hinten auf dem Sitz. Er zeigte nach vorn und ich fuhr langsam los. Kurz bevor ich auf die Straße fahren wollte, kam von hinten ein lautes Stopp. Ich auf die Bremse und wir standen. Sicherheitsgurte hatten wir nicht und der Admiral hatte Glück, dass er sich mit der rechten Hand an der Einstiegshilfe festgehalten hatte.

Anzugsordnung nicht korrekt

Von hinten ruft einer: Bringen Sie mal ihre Uniform in Ordnung und setzen Sie die Mütze auf! Es war sehr warm und keiner der Offiziere war ordnungsgemäß angezogen. Ich hatte auch die Jacke auf. Der Admiral dreht sich nach hinten und sagt, wenn hier einer was zu sagen hat, dann bin ich das. Zu mir sagt er: fahr los. Hinten im Bus saß einer mit roten Kopf! Den Nachmittag verbrachten mein Stubenkollege B.F. und ich auf der Museumsinsel. Gegen 17.00 Uhr ging es wieder nach Strausberg.

… wird fortgesetzt mit Teil 10 M.N.