(Beitrag von Lutz Teistler)
Im Januar 85 hatten wir die Hälfte unserer Dienstzeit hinter uns gebracht und wurden „Vize“. Dafür hatten wir uns die roten Plasteklammern besorgt, die an die Griffe der Kraftstoffkanister gehören und anzeigen sollen, dass es sich um Vergaserkraftstoff (VK) handelt. Auf ihnen war erhaben ein VK zu sehen, im Landserjargon eben die Vizeklammer. Vorher durfte man allenfalls die weiße Klammer tragen. Auf jeder war DK zu lesen, für Dieselkraftstoff. Für uns war es jedoch die Durchhalte-oder Dachsklammer.
Mit der Vizeklammer oder dem berühmten mittigen Knick in den Schulterstücken symbolisierte man in der großen Gruppe der „Glatten“, daß man ranghöher ist, als die „Sprutze“ des ersten Diensthalbjahres.
Jedenfalls wurde das Ereignis des Bergfestes und das Dasein als Vize gehörig gefeiert. Wir waren dazu auf der Kfz-Lehrbahn. Gefeiert haben wir gemeinsam mit den Kameraden der Neunten, diese hatten auch – die Küche gehörte in deren Zuständigkeit – Fleisch und Würste besorgt. Alkohol war reichlich vorhanden und so verlief die Sause zünftig.


Von unserer Kompanie waren Hauptmann Linke (Hauli) und Oberleutnant Kunert (Daffy) als Vorgesetzte mit dabei.
Irgendwann gingen bei mir langsam die Lichter aus. Den Weg zurück zum Regiment habe ich nur im Unterbewusstsein registriert. Auf jeden Fall erzählte man mir, dass mich Daffy, der Polit auf die Stube gebracht habe. Dort wartete eine Überraschung, denn Brummi der Stuben-E hatte alle vier Stühle hinter der Tür gestapelt. Als Daffy diese öffnete, gab es natürlich einen höllischen Lärm.
Schlafen konnte ich nicht, es drehte mit offenen und geschlossenen Augen. Aber ich hatte unheimlich Durst und schleppte mich zum Fenster. Auf dem Fensterbrett hatte ich eine Flasche Cola deponiert und trank diese gierig aus. Nun war es wie gesagt Januar, es war kalt und das Getränk eisig. Nach kurzer Zeit kam es, wie es kommen musste. Ich habe bis zum Wecken elf Mal gebrochen und dem UvD – der mich zum Aufstehen bewegen wollte – gesagt, dass er mich mal am A … lecken soll.
Dann war auch Oltn. Kunert wieder in der Dienststelle, hörte von meiner Geschichte und ließ mich von einem Kameraden in den Med.-Punkt bringen.

Dort wurde ich mit diagnostizierter Alkoholvergiftung drei Tage umsorgt.
Mit mir im Zimmer war ein Soldat des Wachregimentes Eggersdorf. Er hieß Brettschneider und war bei einer 72-Stunden-Wache am Lagerfeuer eingeschlafen. Dabei hat das Feuer seine Stiefelsohlen versengt und er hatte Brandwunden an beiden Füßen. Der arme Kerl tat mir unendlich leid und ich war heilfroh, im Kfz-Regiment 2 gelandet zu sein.