Erinnerungen an den Dienst im Kfz-Regiment – Teil 13

(Beiträge von Manfred N.)


NVA-Knast-Leben  

Am nächsten Tag, ich bin noch in der Zelle kommt der Chef vom Knast zu mir rein und beginnt mich auszufragen. Woher ich komme, wieviel Jahre ich in die Schule gegangen usw. Ich erzähle ihm Einiges und er fängt an von sich zu erzählen, er war BFC-Fan und hatte da wohl auch einen Posten, außerdem säße er bei Spielen in Berlin immer  auf der Tribüne in der Nähe von Mielke. Beeindrucken konnte er mich damit aber nicht, denn ich hatte ja auch oft mit hohen Leuten zu tun gehabt. Ich wusste nicht, was der mit der Fragerei eigentlich wollte. Er war der berühmte Knast-Ernst! Nun kam er mit der Sprache raus. Er war dabei, die achte Klasse nach zu machen und es ging auch um die neunte und zehnte Klasse. Gab es auch bei uns im Regiment! Durch den 2. Weltkrieg konnten viele Menschen ihre Schule nicht beenden. Er fragte mich, ob ich bereit wäre, ihm zu helfen, denn seine Handschrift wäre nicht gut. Ich hatte nicht viel Gutes von ihm gehört, aber man sollte nicht alles glauben, was über andere Menschen erzählt wird.


Arbeit als Ghost-Writer

Eigentlich wurde er mir immer sympathischer, eine schöne Kindheit sieht anders aus. Einige DIN A4 Seiten Geschriebenes, Zettel mit Mathe-Aufgaben und noch Ungelöste. Das alles sollte wohl so etwas wie eine Hausarbeit werden. Ich sagte, da brauche ich aber Zeit! Er meinte nur, du bist ja noch 9 Tage da. Aber das fällt doch auf sagte ich, nein meinte er es muss nur schön ordentlich geschrieben sein, damit er alles abgeben kann. Alle Aufgaben müssen aber richtig gelöst sein. Meine Schulzeit war nicht solange her und es machte keine Schwierigkeiten, alle zu lösen. Da hatte ich mich auf was eingelassen. Am Anfang habe ich mich ein paar mal verschrieben und musste  immer neu beginnen. Schreibpapier hatte er genügend angeschleppt, Zeit hatte ich auch. Ich saß an seinem Schreibtisch und ab und zu kam einer seiner Gehilfen. Ich sah, dass denen das alles nicht passte. Als ich die erste Seite geschrieben hatte, kam der Chef und strahlte. Auf der rechten Seite seines Schreibtisches zog er ein Schiebeteil heraus, wo jede Menge Zigaretten drin lagen und meinte, kannst dich immer bedienen. Ich wurde bestens versorgt und es machte mir langsam Spaß das ich so hofiert wurde. Es gab Kaffee und ein Stück Kuchen. Die Ruhe tat mir auch gut und ich ließ mir schön Zeit, denn ich wollte mich auch nicht mehr verschreiben. Meine Pritsche in der Zelle wurde auch nicht hochgeklappt und eine zusätzliche Wolldecke hatte ich auch noch bekommen. Natürlich habe ich mich einige mal verschrieben. Musste ich immer neu machen aber wenn schon, dann ordentlich. Ich musste immer langsamer werden, sonst wäre ich zu zeitig fertig und man weiß ja nie, was passiert

wenn der Mohr seine Schuldigkeit getan hat! Aber es kam ganz anders. Am 7.Tag steht auf einmal einer aus der Kompanie unten im Anlieferungsraum, ein Schreiben in der Hand und sagt er soll mich abholen. Zufall?Dem Chef sein Zeug hatte ich fertig und der hatte sich gefreut wie ein kleines Kind. Ich verabschiedete mich von ihm und ich glaube, wir waren alle beide etwas betroffen. Gar kein so schlechter Mensch! Ich mußte wieder fahren!


wird fortgesetzt mit Teil 14

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